Anwalt in Vietnam Dr Oliver Massmann E-COMMERCE IN VIETNAM

Der E-Commerce in Vietnam hat in den letzten Jahren und insbesondere seit der Covid-Pandemie einen Boom erfahren, angetrieben durch Faktoren wie progressives Regierungshandeln und eine schnell wachsende Mittelschicht sowie Internetwirtschaft. Mit jährlichen Wachstumsraten von 30% soll nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Handel (MOIT) der E-Commerce-Markt bis 2025 einen geschätzten Wert von 35 Mrd. USD erreichen. Zu den wichtigsten Plattformen in Vietnam gehören dabei:
– Shopee:
Derzeit eine der führenden Plattformen in Vietnam, bekannt für ihre benutzerfreundliche Oberfläche und ihr umfangreiches Produktsortiment. Sie setzt häufig aggressive Marketingstrategien und Werbeaktionen ein
– Lazada
Lazada ist ein etablierter Akteur, der sich auf eine große Produktvielfalt konzentriert und ein robustes Logistiknetzwerk bietet. Das Unternehmen gehört zur Alibaba-Gruppe, was seine Reichweite und Ressourcen erhöht.
– Tiki
Ursprünglich ein Buchhändler, hat Tiki in verschiedene Kategorien expandiert. Es ist bekannt für seinen schnellen Lieferservice und seinen Fokus auf Qualität.
– Sen Đỏ (Sendo)
Eine lokale Plattform, die sich eine Nische geschaffen hat, indem sie sich auf kleinere Unternehmen und lokale Verkäufer konzentriert und eine Vielzahl von Waren anbietet, von Elektronik bis Mode.
– Tiktok
TikTok zieht vor allem junge Nutzer an, die aktiv nach neuen Produkten und Trends suchen. Diese demografische Gruppe ist entscheidend für den E-Commerce-Markt.
Regulierung des E-Commerce-Marktes in Vietnam
Die Verordnungen 52/2013/ND-CP und 85/2021/ND-CP sind die zentralen Vorschriften im Hinblick auf die Regulierung des E-Commerce-Marktes. Nach Artikel 25 der Verordnung 52/2013/ND-CP wird dabei zwischen zwei Formen von E-Commerce-Aktivitäten unterschieden:
1. Sales E-Commerce Website
Eine Website im elektronischen Geschäftsverkehr, die von natürlichen oder juristischen Personen (Händlern/Unternehmen) zum Zwecke des Verkaufs, der Werbung oder der Bereitstellung von Dienstleistungen entwickelt wurde.
2. E-Commerce Service Provision Website
Eine Website im elektronischen Geschäftsverkehr, die von natürlichen/juristischen Personen (Händlern/Unternehmen) entwickelt wurde, um anderen Personen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre kommerzielle Tätigkeit ausüben können. Es existieren drei Arten von solchen Websites:
– Online-Handelsplattformen
– Online-Auktionsplattformen
– Online-Werbeplattformen
Grenzüberschreitende E-Commerce-Aktivitäten
Bis 2021 bestand Unklarheit hinsichtlich der Reichweite der Anwendbarkeit der Verordnung 52/2013/ND-CP im Rahmen von grenzüberschreitenden E-Commerce-Aktivitäten. Nach dem Inhalt der Verordnung wurden lediglich ausländische natürliche oder juristische Personen erfasst, die in Vietnam eine Niederlassung unterhalten oder unter einem vietnamesischen Domainnamen operieren. Für ausländische natürliche oder juristische Personen erfasst waren, die E-Commerce-Aktivitäten trotz fehlender Niederlassung oder vietnamesischer Domain betreiben, bestand große Rechtsunsicherheit. Dies änderte sich mit dem Erlass der Verordnung 85/2021/ND-CP, die neben Ergänzungen zur Verordnung 52/2013/ND-CP auch Regelungen hinsichtlich Transparenzpflichten und sozialer Netzwerke traf.
1. Anwendbarkeit auf ausländische Investoren, Händler und Organisationen
Mit dem Erlass der Verordnung 85/2021/ND-CP wurde klargestellt, dass die Verordnung 52/2013/ND-CP uneingeschränkt auf alle ausländische Händler und Organisationen anwendbar ist, die E-Commerce-Aktivitäten betreiben. Eine Niederlassung ist für die Anwendung nicht mehr erforderlich, sondern maßgeblich ist nun vielmehr, ob
– Websites mit einem vietnamesischen Domainnamen (.vn), in vietnamesischer Anzeigesprache oder mit jährlich mehr als 100.000 Transaktionen aus Vietnam betrieben werden
– Ausländische Händler und Organisationen, Waren auf vietnamesischen E-Commerce-Börsen verkaufen
– Ausländische Investoren direkt in Vietnam in den Bereich der E-Commerce-Dienstleistungen investieren.
2. Transparenzregelungen
Für auf E-Commerce-Plattformen angebotene Waren und Dienstleistungen gelten nunmehr verschärfte Transparenzpflichten, wie zum Beispiel Produktkennzeichnungspflichten oder Informationspflichten hinsichtlich Genehmigungen/Lizenzen.
3. Soziale Netzwerke
Ebenso können soziale Netzwerke als E-Commerce-Plattform eingestuft werden, wenn sie eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen:
– Eröffnung von Verkaufsständen für Waren oder Dienstleistungen ermöglichen
– Eröffnung von Konten für den Abschluss von Verträgen mit Kunden ermöglichen
– Einrichtung eines Handelsbereichs, in dem die Nutzer Waren und Dienstleistungen zum Verkauf anbieten können.
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Bei Fragen und für weitere Einzelheiten steht Ihnen Dr. Oliver Massmann unter omassmann@duanemorris.com gerne zur Verfügung. Dr. Oliver Massmann ist Generaldirektor von Duane Morris Vietnam LLC.

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