I. Die wichtigsten Fakten:
– Abhängigkeit von Importen: Obwohl Vietnam ein Ölproduzent ist, importieren sie aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Effizienz bei der Verarbeitung verschiedener Rohölsorten erhebliche Mengen an Rohöl für ihre Raffinerien. Nach Angaben von BP liegt Vietnam bei den Öl- und Gasressourcen auf Platz 28 von 52 Ländern. Ende 2013 verfügte Vietnam über ca. 4,4 Milliarden Barrel nachgewiesene Rohölreserven und 0,6 Billionen Kubikmeter Gasreserven, womit das Land in Südostasien die höchsten Ölreserven und die drittgrößten Gasreserven (nach Indonesien und Malaysia) besitzt. Seit 1986 hat die vietnamesische Öl- und Gasindustrie rund 430 Millionen Tonnen Öl und 180 Milliarden Kubikmeter Gas produziert. Die vietnamesischen Raffinerien, wie Nghi Son und Dung Quat, sind nicht für alle Rohölsorten optimiert. Die Raffinerie Nghi Son ist beispielsweise speziell für eine kuwaitische Ölmischung mit einem Schwefelgehalt von 2,52 Prozent ausgelegt, so dass aus kommerziellen Gründen spezielle Rohöle importiert und hochwertige Rohöle exportiert werden müssen.
– Rückläufige inländische Produktion: Die Ölförderung aus Feldern wie Bach Ho ist rückläufig, so dass geeignetes Rohöl zur Raffination importiert werden muss. Rohöl ist für Erdölprodukte wie Benzin, Diesel und Flüssiggas unerlässlich. In Vietnam werden etwa zwei Drittel des produzierten Öls im Inland raffiniert, hauptsächlich in der Raffinerie Dung Quat, der Rest wird in Länder wie Thailand und Australien exportiert. Vietnamesisches Rohöl, insbesondere aus dem Bach-Ho-Becken, ist wegen seines geringen Schwefelgehalts (unter 0,5 Prozent) sehr begehrt.
– Geopolitische und wirtschaftliche Faktoren: Die weltweiten Ölpreise werden von geopolitischen Spannungen, wie z. B. den Konflikten im Nahen Osten, und wirtschaftlichen Bedenken, einschließlich Rezessionsrisiken in den USA und der begrenzten Kaufkraft Chinas, beeinflusst.
– Investitions- und Entwicklungsverzögerungen: Erhebliche Verzögerungen bei Großprojekten wie dem Gasprojekt Block B – Ô Môn beeinträchtigen das Wachstum des Sektors. Petrovietnam (PVN), das dem Ministerium für Industrie und Handel untersteht, hat ein Monopol auf die Öl- und Gasindustrie. Die Tochtergesellschaften von PVN sind an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligt und tragen etwa 9-11 % zu den Einnahmen des Staatshaushalts und 10-13 % zum BIP bei, wobei die Rohöleinnahmen 5-6 % des Staatshaushalts ausmachen. Der vollständige Name von Petrovietnam wurde am 28. Dezember 2024 von “Vietnam Oil and Gas Group” in “National Energy and Industry Group” geändert.
– Regulatorische und politische Herausforderungen: Die Branche sieht sich mit Änderungen von Vorschriften und politischen Maßnahmen konfrontiert, wie z. B. der Verordnung über den Erdölhandel und Vietnams Verpflichtungen im Rahmen von WTO, CPTPP und EVFTA, die sich auf die Preisgestaltung und Vertriebsstrategien auswirken könnten.
– Infrastruktur und technologischer Bedarf:Investitionen in die Infrastruktur, wie z.B. LNG-Speicheranlagen und Gaspipelines, sind notwendig, um die wachsende Gasnachfrage zu decken und die Energiesicherheit zu erhöhen.
– Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte: Die Branche muss ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und ökologischer Nachhaltigkeit im Zuge der weltweiten Umstellung auf erneuerbare Energien finden.
– Anfälligkeit des Marktes: Die finanzielle Leistungsfähigkeit von Öl- und Gasunternehmen ist anfällig für Schwankungen der internationalen Ölpreise, was sich auf die Rentabilität und die Investitionserträge auswirkt.
II. Ausländische Investitionen in der Öl- und Gasindustrie – PVNs Monopol und Vertragsteilung im Rahmen des CPTPP
1. Petrovietnam – Monopol in der Öl- und Gasexploration und -förderung
Petrovietnam ist das einzige Unternehmen, das in Vietnam Öl und Gas suchen und fördern darf. Erdölprodukte (z. B. Paraffinölprodukte) fallen unter dieses Monopol.
Obwohl das Gesetz über Erdöl von 2022 nichts darüber aussagt, können sich ausländische Investoren an der vorgelagerten Gewinnung beteiligen, müssen aber einen Vertrag mit Petrovietnam im Rahmen des CPTPP unterzeichnen.
Der vollständige Name von Petrovietnam wurde am 28. Dezember 2024 von “Vietnam Oil and Gas Group” in “National Energy and Industry Group” geändert.
NCM I-VN-32 des CPTPP:
Die vietnamesische Öl- und Gasgruppe (PETROVIETNAM) ist das einzige zugelassene Unternehmen für die Exploration, Erkundung und Verwertung von Öl und Gas. Für Öl- und Gasaktivitäten in Vietnam ist ein Vertrag mit PETROVIETNAM erforderlich. Unterverträge können an ausländische Unternehmen vergeben werden, wobei vietnamesischen Organisationen und Einzelpersonen der Vorzug gewährt wird. Die Ausführung von Öl- und Gasverträgen und deren Übertragung auf eine andere Einrichtung müssen vom Premierminister genehmigt werden. In besonderen Fällen7 bedarf auch Folgendes der Zustimmung des Premierministers: (i) die Verlängerung des Prospektionszeitraums oder der Laufzeit eines Öl- und Gasvertrags und (ii) die Aussetzungsfrist, die drei Jahre nicht überschreiten darf, in Fällen, in denen die Parteien einen Öl- und Gasvertrag aushandeln, die Erfüllung einer Reihe von Rechten und Pflichten aus einem Öl- und Gasvertrag auszusetzen, wenn die Umstände eine sofortige Erfüllung des Vertrags nicht zulassen. PETROVIETNAM hat das Vorkaufsrecht, einen zu übertragenden Öl- und Gasvertrag ganz oder teilweise zu erwerben. Ausländische Investoren dürfen Flugbetriebsdienste für Öl- und Gasaktivitäten nur im Rahmen von Joint-Venture-Verträgen mit vietnamesischen Unternehmen erbringen.
7: In besonderen Fällen legt die Regierung die Bedingungen für die Aussetzung der Erfüllung einer Reihe von Rechten und Pflichten aus einem Öl- und Gasvertrag sowie die Bedingungen und Verfahren für die Verlängerung der Explorations- und Prospektionsperiode oder der Laufzeit eines Öl- und Gasvertrags fest.
8-B und 8-C des EVFTA: Nicht konsolidiert für Öl und Gas. Vietnam kann in Bezug auf den Betrieb eines Unternehmens im Sinne von Artikel 8.2 (Begriffsbestimmungen) Absatz 1 lit. e) und m) Maßnahmen ergreifen oder beibehalten, die nicht im Einklang mit Artikel 8.5 Absatz 2 (Inländerbehandlung) stehen, sofern diese Maßnahmen nicht im Widerspruch zu den in Anhang 8-B (Vietnams Liste der spezifischen Verpflichtungen) aufgeführten Verpflichtungen stehen.
2. PVGAS – De-facto-Monopol bei Gas
Vietnam verpflichtet sich nicht, den Handelssektor für Rohöl und verarbeitetes Öl im Rahmen von WTO, CPTPP und EVFTA zu öffnen. Gemäß dem Erlass des 95/2021/ND-CP müssen Benzin- und Ölhändler die Genehmigung des Premierministers für Kapitaleinlagen oder Anteilsübertragungen an ausländische Investoren einholen. So hält z.B. der japanische Investor Idemitsu Q8 35% der Anteile an der Nghi Son Oil Refinery LLC und JX Nippon Oil and Energy hält 8% der Anteile an Petrolimex.
PetroVietnam Gas Joint Stock Corporation (PVGAS): PVGAS, eine Tochtergesellschaft von PetroVietnam, nimmt eine Schlüsselposition in der Gasindustrie ein und ist in den Bereichen Gassammlung, -transport, -lagerung, -verarbeitung, -export, -import und -handel tätig. PVGAS betreibt drei Gaspipelinesysteme (Cuu Long, Nam Con Son im Südosten und PM3 im Südwesten) und zwei Gasverarbeitungsanlagen (Dinh Co und Nam Con Son im Südosten). Im Jahr 2023 war PVGAS das erste Unternehmen in Vietnam, das LNG importierte und 70.000 Tonnen am Thi Vai LNG-Terminal in Empfang nahm. PVGAS schloss das 1-Million-Tonnen-LNG-Speicherprojekt in Thi Vai im Juli 2023 ab und ist das einzige Unternehmen, das eine Berechtigungsurkunde für den Export und Import von LNG in Vietnam erhalten hat.
Bitte zögern Sie nicht Dr. Oliver Massmann unteromassmann@duanemorris.com zu kontaktieren, soweit Sie Fragen haben sollten. Dr. Oliver Massmann ist der Generaldirektor von Duane Morris Vietnam LLC.